Schadholz verfolgt auch den Imster Wald

Hintanhaltung von Borkenkäfer hat oberste Priorität, ein rasches Aufarbeiten von Schadholz ist also gefragt! Die Waldaufseher Manfred Bauer (Unterstadt) und Markus Walch (Oberstadt) geben einen kleinen Einblick in ihre Arbeit.


Im Juli und Oktober 2023 sowie Frühjahr 2024 kam es in weiten Teilen des Bezirks zum Teil zu enormen Windwurfschäden. Dazu gab es auch noch viel Schneebrüche. In Imst selbst, waren es nicht wie z.B. im Ötztal ganze Flanken, die umgeweht wurden, sondern vielmehr Einzel- und Gruppenwürfe – aber über sehr große Flächen verteilt. Die größte Herausforderung für die Waldaufseher in Imst, ist es bei so großflächigen Ereignissen immer die Problematik der Besitzstruktur. Die Waldfläche von Imst ist aufgeteilt in vier Agrargemeinschaften, Gemeinde-, Privat- und Teilwald.

Der Ablauf der Aufarbeitung nach einem Katastrophenereignis, die wir sie in den letzten Jahren immer wieder zu bewältigen hatten, läuft so ab: In erster Linie werden stark frequentierte Straßen oder in Wohngebieten, wo unmittelbar Gefahr in Verzug herrscht – unbürokratisch und schnell von Feuerwehren sowie privaten Schlägerungsunternehmen um gedrückte bzw. schrägstehende Bäume entfernt. Als nächstes werden Lagebegutachtungen an den auch stark frequentierten Almwegen durchgeführt und ebenfalls rasch eine Entfernung der Bäume veranlasst. Da in der Untermarkt der Almweg für die Bergbahnen, U-Alm sowie Almwirtschaft und in der Obermarkt die Versorgung der Latschen- und Muttekopfhütte, aber auch der Milchabtransport der Obermarkter Alm diese Wege essenziell sind. Parallel dazu müssen von den Waldaufsehern Meldungen an die Bezirksforstinspektion bzw. an das Land Tirol über eine geschätzte Schadholzmenge abgegeben werden. Wichtig ist es auch immer in welchen Bringungskategorien sich das Schadholz befindet, da unterscheiden wir in drei Hauptkategorien, und zwar Bodenzug (Traktor mit Seilwinde), Seilkran (bergab/bergauf) oder Hubschrauber. In unserem Fall waren Seilkranbringungen zu organisieren nicht zielführend, da man mit einer Seilbahn sehr an die Seiltrasse gebunden ist, aber das Holz verteilt auf großer Fläche lag.

Weiters folgen Aufnahmen im Gelände, um Schwerpunkte ausfindig zu machen. Da der Wald auch von vielen Erholungssuchenden, Jägern und Berechtigten genutzt bzw. begangen wird, kommen dann immer mehr Informationen zu den Waldaufsehern in welchen Örtlichkeiten es noch zu Schäden gekommen ist. Eine sofortige Kostenschätzung ist daher nicht möglich.

Bürokratie und Teilwaldgrenzen

Dann kommt noch die Bürokratie dazu, es müssen Holzmeldungen in der Walddatenbank vorgenommen werden und geschätzte Holzmengen in den diversen Bringungskategorien für die benötigten und Verteilung der Fördermittel an die Bezirksforstinspektion gemeldet werden. Wenn in diversen Lagen Hubschrauberbringungen genehmigt werden, müssen dazu mindestens drei Angebote eingeholt werden, wobei aus Erfahrung der personelle Einsatz vor und nach dem eigentlichen Fliegen des Holzes auch nicht zu vernachlässigen sind, da es sich meist um nicht leicht zugängliches Gelände handelt und weit weg von Forststraßen liegt.

Zahlreiche Telefonate bzw. Schriftverkehr sind die Folge. Um Unfälle möglichst zu vermeiden, werden in für jedermann unzumutbaren Lagen sogenannte Gemeinschaftsnutzungen organisiert und Profis ans Werk gelassen. Vielfach ist es auch so, dass Teilwaldgrenzen nicht auffindbar sind und daher das Holz auch keinem Berechtigten direkt zugeordnet werden kann. In diesem Fall wird die Abwicklung über den Grundeigentümer (Gemeinde) vorgenommen und auch der Holzerlös, sowie etwaige Förderungen der Gemeinde zugesprochen, da wie auch im heurigen Fall der Aufwand größer als der Erlös war kann auch nichts ausbezahlt werden.

Wichtige Schutzwaldfunktion erhalten

Warum muss das Holz aus dem Wald? Unzählige Medienberichte zeugen davon, wie schnell der Borkenkäfer ganze Waldstriche vernichten kann und daher ist es wichtig jegliches Brutmaterial aus dem Wald zu schaffen bzw. durch kurz schneiden, entrinden oder begiften für den Käfer uninteressant zu machen. Sollte sich der Käfer nämlich durchsetzen und zu einer riesigen Kalamität auswachsen so wird die Aufarbeitungsmenge sowie auch die Kosten um das Vielfache erhöht und was noch schlimmer ist der Schutzwald verliert kontinuierlich seine Schutzwirkung. Die Folgen wären kostenintensive technische Verbauungen.

Studien sagen, dass eine Technische Verbauung ca. das 100fache von eine Schutzwaldbewirtschaftung kostet und natürlich auch so die Erholungs- und Wohlfahrtsfunktion des Waldes allmählich verloren gehen würde.

Holzpolter im Wald und Aufarbeitung

Natürlich wäre es den Waldaufsehern lieber, wenn die bekannten Brennholzpolter erst gar nicht im Wald zwischengelagert werden müssten, aber die Lagerkapazitäten im Tal stießen an ihre Grenzen. Somit wurde vereinbart, dass bestimmte Holzpolter im Wald zwischengelagert werden dürfen, aber fachgerecht begiftet werden müssen.

Alles, was noch nicht aufgearbeitet ist: Es liegt in der Natur der Sache, dass man nur das sieht, was noch nicht gemacht worden ist. Das, was erledigt ist, wird schnell vergessen, aber es ist so, dass nicht jeder „Prügel“ Holz der im Wald liegt, gleich eine Gefahr darstellt – ganz im Gegenteil z.B. jeder Ast der am Waldboden liegt, bildet unter sich ein sogenanntes Kleinklima, das heißt die Bodenoberflächentemperatur wird ausgeglichen, die Austrocknung verläuft langsamer, schützt z.T. Jungbäume vor Weide- bzw. Wildtiere und bietet Lebensraum für Kleinlebewesen. Auch eine sogenannte „Durre“ – ein durch unterschiedliche Einflüsse abgestorbener Baum – bietet Nistmöglichkeiten für den Specht und in weiterer Folge, wenn der Baum umbricht und am Boden liegend verfault, trägt er wieder zur Humusbildung bei.

Holzpreise und Dank für Engagement

Zwei unbekannte Größen gibt es immer, das ist zu einen der Nutzholzpreis, der tendenziell bei größeren Schadereignissen sich nach unten bewegt und die Holzqualität. Bei Windwurf oder Schneedruck werden meist die schon vorgeschädigten Bäume (Braunfäule usw.) gerissen, das heißt, dass die Holzqualität von vornherein schon unter keinem guten Stern steht. Natürlich gibt es auch gesundes Holz, das aber dann auch vielfach in ungünstigen Längen entweder abreißt oder Längsrisse hat. Das alles trägt nicht gerade zu einem hohen Holzerlös bei. Der Brennholzpreis ist gottseidank zumindest in Imst seit Jahren stabil mit € 35,00/Festmeter frei Waldstraße. In anderen Gemeinden muss das Brennholz aber um einiges darunter verkauft werden, da es auch beim Brennholz momentan ein Überangebot gibt.

Abschließend möchten sich die Waldaufseher noch bei allen, die zur Aufarbeitung des Schadholzes beigetragen haben, nochmals recht herzlich bedanken und sind froh, dass nicht in Imst eines der knapp 40 österreichweiten Todesopfern zu beklagen war. Auch von schweren Unfällen wurden wir verschont.

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