Im Rahmen des Euregio-Museumsjahr 2025 zeigt das städtische Museum im Ballhaus in Imst in Kooperation mit dem Museum Vinschger Oberland (Südtirol) die Ausstellung "Widerstand ist alles - Tiroler Volksaufstand 1525-26". Die Eröffnung fand am 23. Mai 2025 im Beisein von Landeshauptmann Anton Mattle und Bürgermeister Stefan Weirather in Imst statt. Zu sehen ist die Ausstellung bis 30. August, danach wechselt sie weiter nach Graun im Vinschgau. Alle Infos zum Euregio-Museumsjahr: 2025.euregio.info.
Der Volksaufstand unter Michael Gaismair ist kein Einzelfall einer Auflehnung von Untertanen. Er berührt uns, weil diese Revolte Tirol erfasste und weil Michael Gaismair von Auftragskillern erstochen wurde.
Die Ausstellung "Widerstand ist alles - Tiroler Volksaufstand 1525-26" thematisiert Ursachen, Akteure, Maßnahmen und Resultate des Aufstandes mit besonderer Berücksichtigung des Tiroler Oberlandes und des Obervinschgaus. Künstlerinnen und Künstler aus der Region - Beiler Ursula, Frank Julia, Horvath Erich, Mathoy Christoph, Moser Chris, Peintner Elmar, Thöni Melanie, Batista Milan, Plattner Karl, Schwarz Josef - haben sich mit dem bisher weitgehend totgeschwiegenen Michael Gaismair, dem Tiroler Volksaufstand und mit der Grundhaltung Widerstand beschäftigt. Ihre Arbeiten sind vor allem als engagierte, kritische Kunst gegenüber heutigen Missständen zu verstehen.
Nicht nur Bauern, sondern auch Wirte, Kaufleute, Handwerker, Knappen, Landarbeiter u.a. solidarisierten sich. Gemeinsam und doch gespalten wehrten sie sich gegen Ausbeutung, Willkür und Unterdrückung durch Adel und Prälaten. Dass Widerstand gegen Unrecht zeitlose Gültigkeit besitzt, dokumentiert das Buch von Viktor Matejka (Wien 1984), welches zum Ausstellungstitel inspirierte.
Die Eröffnung Ausstellung "Widerstand ist alles - Tiroler Volksaufstand 1525-26" fand am 23. Mai statt. Das "StreetNoise Orchestra" sorgte mit seiner lautstarken musikalischen Performance beim Get-Together auf dem Museumsvorplatz für Stimmung. Der offizielle Teil fand im Abschluss im bis auf den letzten Platz gefüllten Raiffeisensaal statt.
Bürgermeister Stefan Weirather konnte neben den vielen Besucher:innen aus nah und fern auch zahlreiche Ehrengäste begrüßen. Unter anderem gaben sich Landeshauptmann Anton Mattle, Bundesrat und AK Tirol Vizepräsident Christoph Stillebacher, Melanie Wiener (Kulturabteilung des Landes Tirol), die Stadträt:innen Andrea Jäger und Helmuth Gstrein und Gemeinderat Friedl Fillafer ein Stelldichein. Da es sich um ein Euregio-Projekt handelt, waren auch viele Partner anwesend wie der Grauner Gemeinderat Valentin Paulmichl und Landeschronist Wolfgang Thöni (beide Museum Vinschger Oberland) und Alexander Lutt (Obervinschgauer Museen) sowie Tobias Doblander (Museumsverein Imst), Walter Stefan (Via Claudia Augusta Tirol, Museumsverein Fließ), Julia Schmitzberger (Kulturservice Tirol), Karl Berger (Tiroler Volkskunstmuseum), Helmut Pöll (Alpinarium Galtür) und Günter Riezler (AK Imst). Von den beteiligten Künstler:innen konnten Ursula Beiler, Erich Horvath, Christoph Mathoy, Chris Moser, Elmar Peintner und Melanie Thöni begrüßt werden. Bürgermeister Stefan Weirather dankte auch Kuratorin Sylvia Mader und Museums-Leiterin Sabine Schuchter für ihr Engagement.
In seinen Grußworten ging LH Anton Mattle auf das Leitmotiv der Ausstellung ein: "Das Euregio-Museumsjahr hat einen speziellen Grund, da es vor 500 Jahren die Bauernkriege mit Michael Gaismair gegeben hat. In der Ausstellung 'Widerstand ist alles' findet eine Transformation der Geschehnisse ins Jetzt statt. Das zeichnet die heutige Ausstellung und die Eröffnung aus. Zeitgenössische Künstler:innen haben das Thema Widerstand aufgegriffen. Wenn man Michael Gaismair betrachtet, waren es nicht nur Bauern, die am Aufstand beteiligt waren, sondern es war eine revolutionäre Bewegung. Es ging um etwas Neues und Besseres." Besonders verwies der Landeshauptmann auf einen speziellen Punkt in der Landesordnung von Michael Gaimair:
"Reißet die Stadtmauern nieder, die Menschen in den Städten und am Land sind Dieselbigen. Das ist eine Leitlinie für mich, die Gesellschaft soll nicht filetiert und auseinander gezogen werden. Alle sollen an einem gemeinsamen Stick ziehen. Widerstand ist alles, das bedeutet Zivilcourage zu zeigen und bei Missständen die Stimme zu ergreifen."
Im Anschluss gab Kuratorin Sylvia Mader in einem Impulsreferat einen historischen Einblick in die Zeit vor 500 Jahren und informierte über den Inhalt und die Hintergründe der Ausstellung. "Mein spezieller Dank gilt allen Beteiligten und den Künstler:innen sowie dem Land Tirol und der Stadt Imst." Im Anschluss folgten Führungen durch die Ausstellung im Museum im Ballhaus.
2025 begeht die Europa-Region Tirol-Südtirol-Trentino das 500-Jahr-Jubiläum des Widerstandes der Bevölkerung gegen ihre damalige Obrigkeit. Missstände rufen die Bevölkerung auf die Barrikaden. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer – damals wie heute. Im Fokus steht der revolutionäre Intellektuelle Michael Gaismair. Er wollte Tirol für alle gerechter gestalten.
Ausstellungen in der gesamten Europaregion Tirol (Nord-, Süd-, Osttirol und Trentino) widmen sich der Aktualität des Volksaufstandes am Beginn der Neuzeit.
Die Ausstellung „Widerstand ist alles“ umfasst Werke von Künstlerinnen und Künstlern, die sich kritisch mit heutigen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten auseinandersetzen und/oder auf die Geschehnisse um 1525-26 eingehen.
Die Wahl des Ausstellungstitels ist gewissermaßen eine Hommage an den bedeutenden, ebenso wie Gaismair vergessenen Wiener Kulturpolitiker und ehemaligen KZ-Häftling Viktor Matejka. Ihm gelang es, jene unter den Nationalsozialisten verfemten Künstler und Komponisten neu zu etablieren, die heute das kulturelle Image Österreichs mitprägen. Selbst aus ärmlichen Verhältnissen stammend, wurde Matejka 1925 zum Doktor der Philosophie promoviert. „Widerstand ist alles. Notizen eines Unorthodoxen“ erschien 1984, „Anregung ist alles – Das Buch Nr. 2“ im Jahre 1991.
Michael Gaismairs Entwurf einer neuen Herrschafts- und Gesellschaftsordnung, bekannt unter der Bezeichnung „Gaismairs Landesordnung“, hatte die politische und gesellschaftliche Gleichheit der Menschen zum Ziel. Der Volksaufstand unter Michael Gaismair ist kein Einzelfall einer Auflehnung von Untertanen. Doch er berührt uns, weil die Revolte Tirol erfasste und Gaismair letztlich von Auftragskillern ermordet wurde.
Die Revolten verliefen im stark differenzierten Alpenland nicht überall gleich. Das Wort Krieg trifft in Tirol nicht zu. Weitaus mehr Tote als im Kampf gab es bei den Hinrichtungen der Aufständischen. Die Reformation spielt nur eine Nebenrolle. Die Ausstellung umfasst schwerpunktmäßig den geografischen Raum um Imst, das Obere Gericht und den Obervinschgau.
Die Ausstellung stellt die Vorwürfe damaliger Untertanen gegen Prälaten und Adel der heutigen Gesellschaftskritik gegenüber.
Wie sehen Künstler:innen die Revolte von 1525-26? Und wie das Heute? Die ausgestellten Gemälde, Grafiken, Plastiken und Rauminstallationen vertreten verschiedene künstlerische Positionen. Auch der Humor, ein wichtiger Konfliktlöser, fehlt in den künstlerischen Interpretationen nicht.
Zur Ausstellung erscheint ein Begleitkatalog von Sylvia Mader.
Der Sozialreformer und Bauernführer Michael Gaismair forderte 1525 Mitbestimmung und Gleichheit vor dem Gesetz für alle. 2025 nimmt das Euregio-Museumsjahr die Bauernaufstände und die Ideen Gaismairs zum Anlass, um Fragen nach Gerechtigkeit und sozialem Ausgleich, nach dem Umgang mit Krisen und nach Formen des Widerstands zu stellen.
Gedanklicher Startpunkt und Fokus zahlreicher Projekte ist der radikale gesellschaftliche Umbruch im 16. Jahrhundert und die Geschichte der Bauernkriege. Ausstellungen finden an den Originalschauplätzen in Brixen, Neustift und Sterzing statt. Aber auch im Trentino und in Tirol wird an die „Revolution des gemeinen Mannes“ und die Erhebung gegen die Herrschenden erinnert. Der Blick auf Formen des Widerstandes und seine gesellschaftlichen Auswirkungen geht dabei jedoch weit über den Gedenkanlass hinaus. Regional bislang wenig beachtet, thematisieren gleich mehrere Projekte die Folgen des historischen und gegenwärtigen Kolonialismus. Der Kampf für faire Arbeits- und Wohnverhältnisse und mit ihm die Frage nach sozialer Gerechtigkeit ist ein weiterer Schwerpunkt und spannt den Bogen in die Gegenwart. Veranstaltungsreihen und Ausstellungen beschäftigen sich mit der Ökologie in Zeiten der Klimakrise und ihren Folgen für die Landwirtschaft. Technologische und kulturelle Veränderungsprozesse runden schließlich das Themenspektrum unter dem Motto Kultur im Wandel ab.
Rund 30 Einzel- und Kooperationsprojekte bilden den Kern des zweiten Euregio-Museumsjahres. Sie vereinen eine Vielzahl von Museen und Ausstellungsveranstaltern aus der gesamten Euregio Tirol-Südtirol-Trentino. Mit dabei sind Geschichts- und Naturmuseen, Baudenkmäler und Häuser mit Kunst- oder Ethnologieschwerpunkt. So breit ihre Ausrichtungen, so facettenreich sind auch die Ausstellungen, Veranstaltungen und Vermittlungsangebote. Die Stärke des Programms liegt in seiner Vielfalt.
Wenn jedoch eine Frage die Projekte vereint, dann jene, wie ein gutes Leben gelingen kann und was jeder und jede Einzelne und wir als Gesellschaft beitragen können. Und müssen.
Seit 15 Jahren bietet die Euregio eine Plattform zur Stärkung der Zusammenarbeit der Museen in Tirol, Südtirol und Trentino. Mit dem ersten Euregio-Museumsjahr erreichte die grenzüberschreitende Initiative 2021 einen Höhepunkt. 2025 steht die Neuauflage des Museumsjahres unter dem Motto „Weiter sehen“ und schlägt in zahlreichen Projekten die Brücke von vergangenen Konflikten und Widerstandsformen in die Gegenwart. Das Museumsjahr 2025 bietet erneut Bühne und Möglichkeitsraum für Austausch und Begegnung in einer vielfältigen Museumslandschaft. Das facettenreiche Programm regt dazu an, die Euregio und ihr kulturelles Erbe zu erkunden – von Schwaz bis Riva, von Mals bis Heinfels und in zahlreichen Orten dazwischen.
Aktuelle Informationen sind auf der Museumsjahr-Website 2025.euregio.info zu finden.
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